Das meiner Arbeit zugrunde liegende Menschenbild

Der Unterschied vom privat betriebenen kreativen Gestalten zum kreativen Gestalten innerhalb der Kunsttherapie besteht schlichtweg darin, dass eine Kunsttherapeutin anwesend ist. Sie kann dem Klienten durch ihre Haltung, durch gezielte Fragen, bestimmte Methoden und Interventionen während des Gestaltungsprozesses oder im Rahmen der gemeinsamen Bildbetrachtung neue Sichtweisen auf dessen Gestaltung und auf dessen Leben ermöglichen.

Veränderung von starren Verhaltensmustern und festgefahrenen Lebenseinstellungen kann manchmal schon mittels kleiner kunsttherapeutischer Interventionen gelingen. In meiner kunsttherapeutischen Arbeit beobachte ich auch stets, was der Mensch bereits in die Therapie mitbringt – an Interessen, inneren und äußeren Ressourcen sowie Alltagsgegenständen, an die angeknüpft werden kann. Ich gehe zudem von der Selbstkompetenz des Klienten aus: der Klient kennt sich selbst recht gut. Er entscheidet, wann es Zeit für ihn wird, sich zu verändern und bringt auch erfahrungsgemäß erst dann die entsprechende Offenheit im Herzen mit. Als Therapeutin bin ich eine kreativitätsfördernde Begleiterin, die zum Umdenken anregen kann – nicht mehr und nicht weniger.

Heilung ist ein ebenso beliebter wie vielschichtiger Begriff – er bedeutet für jeden Menschen etwas anderes, denn jeder Mensch bringt ein ganz individuelles Bild der Wirklichkeit mit in die Kunsttherapie hinein – je nach Herkunft, Nationalität, Mentalität, familiärer Prägung, Bildung und Glauben.

Als Kunsttherapeutin erhebe ich keinen Anspruch auf Heilung. Aber ich betrachte künstlerisches Schaffen als einen Weg, all die Momente, Gegebenheiten, „Zufälle“, Schicksalsschläge, die das Leben mit sich bringt, in Form eines reflektierten und kreativen Selbstausdrucks in sinnhafte ästhetische Lebenselemente zu verwandeln. Darüber hinaus bin ich der Ansicht: wenn ein Mensch zulässt, dass die Kunst, also künstlerisches Denken und Handeln und der schöpferische Umgang mit Lebensmomenten, grundsätzlich sein Leben begleiten, kann dies nachhaltig mit zu einem erfüllteren Leben beitragen.  Zudem können das Erleben und die Erfahrung, dass man ganz aktiv  den Gesamtprozess einer Krise oder Erkrankung mitgestalten kann und dem Ganzen nicht passiv ausgeliefert ist, die Resilienzfähigkeit nachhaltig erhöhen und das Gefühl der Eigenverantwortlichkeit stärken.